Bad Homburg v. d. Höhe. Zwischen dem 25. November, dem Internationalen Tag „Gegen Gewalt an Frauen“, und dem 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, setzt die Stadt Bad Homburg erneut ein deutliches Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Gemeinsam mit dem ZONTA Club Bad Homburg und weiteren Kooperationspartnerinnen und -partnern beteiligt sich die Stadt an der internationalen Kampagne „Orange the World“, einer Initiative von UN Women, die seit mehr als zehn Jahren weltweit auf das Thema aufmerksam macht. Rund um den 25. November werden in Bad Homburg wieder öffentliche Gebäude orangefarben angestrahlt, Fahnen gehisst und Brückenbanner aufgehängt – sichtbare Zeichen für Solidarität und Bewusstsein.
Dauerhaftes Symbol auf dem Kurhausvorplatz
Ein zentrales Element der diesjährigen Aktionstage ist die Einweihung der „Orange Bank“ am 18. November 2025 um 11 Uhr auf dem Kurhausvorplatz. Die Bank steht als dauerhaftes Symbol gegen Gewalt an Frauen, verweist auf Hilfsangebote und soll Betroffene ermutigen, sich Unterstützung zu suchen.
„Wir hoffen, dass dieser Ort Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema weckt und Betroffene ermutigt, sich an die Hilfseinrichtungen zu wenden“, sagt Anja Weixler, Präsidentin des ZONTA Clubs Bad Homburg.
Auch rund um den „Orange the World Day“ am 25. November 2025 werden in Bad Homburg viele öffentliche Liegenschaften in orangefarbenes Licht getaucht, um ein deutliches Zeichen zu setzen. Unter anderem werden das Kurhaus, das Kaiser-Wilhelm-Bad, die Stadtbibliothek, die Erlöserkirche, St. Marien und St. Johannes sowie das Sinclairhaus und die Herrhausen-Brücke erleuchtet. Diese symbolischen Beleuchtungen sollen das Bewusstsein für das Thema Gewalt an Frauen weiter schärfen und Solidarität mit den betroffenen Frauen ausdrücken.
Theater und Film – Begegnung und Austausch
Im Rahmen der Aktionstage lädt das 12 Stufen Theater am 22. November 2025 um 18 Uhr in das Jugendzentrum e-werk zur Aufführung von „Weiblich geboren“ ein. Das Stück beleuchtet eindrucksvoll die Erfahrungen und Herausforderungen des Frauseins und schafft einen Raum für Empathie und Respekt.
„Gleichberechtigung ist ein Menschenrecht – und doch erleben Frauen und Mädchen weltweit täglich Diskriminierung, Gewalt und Vorurteile. Das Theaterstück gibt diesen Erfahrungen eine Stimme, verwandelt Schmerz in Poesie und schafft einen Raum für Respekt und Empathie“, erläutert Angelika Vollrath-Kühne vom Jugendzentrum. Im Anschluss besteht Gelegenheit zum Austausch bei Getränken und einem kleinen Imbiss.
Am 26. November 2025 um 17 Uhr zeigt das KINOPOLIS Bad Homburg den vielfach ausgezeichneten Dokumentarfilm „Smoke Sauna Sisterhood“ (Estland, 2023, OmU) von Anna Hints, der auf dem Sundance Film Festival mit dem Preis für die Beste Regie ausgezeichnet wurde. Der Film porträtiert Frauen in der estnischen Rauchsauna-Kultur und thematisiert Zusammenhalt, Verletzlichkeit und Stärke. Bereits ab 15.30 Uhr informiert ein begleitender Infostand im Foyer über Hilfs- und Unterstützungsangebote. Nach der Filmvorführung findet eine moderierte Gesprächsrunde mit den kommunalen Frauenbeauftragten Hasibe Otter (Bad Homburg) und Olivera Gligoric-Fürer (Friedrichsdorf) statt.
Kunst und Bildung – Junge Stimmen setzen Zeichen
Auch die Schulen beteiligen sich aktiv an den Aktionstagen: Unter dem Titel „Berührungen“ präsentieren Schülerinnen und Schüler der Kunst-Leistungskurse des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums (Leitung: Nina Salus-Flohr) und der Humboldtschule (Leitung: Thomas Böhm) ihre Werke.
Die Ausstellung wird am 25. November 2025 um 16.30 Uhr in der StadtBibliothek Bad Homburg eröffnet und ist bis 17. Dezember 2025 zu sehen. Die Vernissage wird musikalisch von „Test Gamma“ begleitet.
„Kunst kann das Schweigen brechen und sichtbar machen, worüber zu sprechen oft so schwerfällt“, sagt Böhm. Salus-Flohr ergänzt: „Gewalt gegen Frauen wird häufig durch eine Berührung eingeleitet – körperlich oder seelisch. In der Kunst verdichten sich solche Erfahrungen und werden greifbar.“
Darüber hinaus veranstaltet Amnesty International am 25. November 2025 unter Leitung von Beate Meyer einen interaktiven Workshop an der Humboldtschule. Unter dem Titel „Orange the World – Frauenrechte sind Menschenrechte“ geht es in 90 Minuten um Haltung, Respekt und Menschenwürde – mit Diskussion, Quiz und kreativer Aktion. Ziel ist es, ein sichtbares Zeichen für Gleichberechtigung, Frieden und Gerechtigkeit zu setzen. Schülerinnen der Maria-Ward-Schule setzen ebenfalls ein Zeichen gegen Gewalt: Am „Orange Day“ engagieren sie sich gemeinsam mit der AWO für den Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen.
Gemeinsam stark gegen Gewalt
Stadtrat Tobias Ottaviani betont: „Die größte Gefahr für Frauen befindet sich seit jeher in den eigenen vier Wänden – durch den (Ex-)Partner. Emotionale und wirtschaftliche Abhängigkeiten erschweren oft das Verlassen des gewalttätigen Umfelds. Deshalb ist es wichtig, das Thema immer wieder öffentlich zu machen und das Bewusstsein in der Gesellschaft zu schärfen – auch bei Männern.“
Die kommunale Frauenbeauftragte Hasibe Otter ergänzt: „Gewalt kommt in allen Formen und Gesellschaftsschichten vor. Sie ist kein Beziehungsproblem, sondern Ausdruck von Macht und Kontrolle. Um Frauen zu schützen, brauchen wir stabile Strukturen, finanzielle Unabhängigkeit, Schutzräume und präventive Bildungsarbeit.“
Die Stadt Bad Homburg versteht die Aktionstage als Teil einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe: Aufklärung, Prävention und Solidarität müssen Hand in Hand gehen, damit eine Kultur des Hinsehens und der Gleichberechtigung entstehen kann.
Hintergrund
Laut dem Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration in Rheinland-Pfalz wurden im Jahr 2023 insgesamt 360 Mädchen und Frauen Opfer vollendeter Taten, was bedeutet, dass beinahe jeden Tag ein Femizid in Deutschland stattfand. Weitere Studien zeigen, dass 63 % der politisch engagierten Frauen digitale Gewalt erfahren, und 90 % der jungen Frauen starke bis extreme Angst empfinden, wenn sie nachts unbekannten Männern begegnen. Diese alarmierenden Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit, gegen Gewalt an Frauen aktiv zu werden und das Bewusstsein dafür kontinuierlich zu schärfen.